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Appetit auf Bewegung

Prof. Dr. J. Rosenberger • März 05, 2020

Problemstellung

Der Deutsche Sportbund führt in regelmäßigen Abständen zusammen mit der AOK groß angelegte Studien durch, die z.B. bei 10-14-jährigen die sportmotorische Leistungsfähigkeit ermittelt. Danach sinken diese Leistungen drastisch ab: 2002 hatten 10-Jährige nur noch 70% der Leistungsfähigkeit wie vergleichbare 10-Jährige im Jahr 1995, also 7 Jahre zuvor.

Langzeitstudien zeigen, dass heute Kinder in 6 Minuten 860 Meter im Durchschnitt laufen können, während sie vor 20 Jahren bei identischer Versuchsanordnung in derselben Zeit noch 148m im Durchschnitt mehr laufen konnten. Auch die Beweglichkeit hat abgenommen: während vor 25 Jahren die Kinder im Durchschnitt noch Rumpfbeugen machen konnten, die unter die Schuhsohle reichten , erreichen die Probanten heute die Schuhsohle nicht mehr.

Was sind die Ursachen?

Geringere körperliche Aktivität

Immer mehr bewegungsarme Freizeitbeschäftigungen wie Fernsehen, Video- u. Computerspiele bestimmen den Alltag vieler Kinder . So verbringt heute ein Jugendlicher durchschnittlich sechs Stunden am Tag mit Massenmedien.
Die sitzende Verhaltensweise begünstigt die Entstehung der Adipositas.

Energieimbalance

Es wird mehr gegessen als man verbrennt –die Kalorienaufnahme übersteigt den Verbrauch. Untersuchungen zeigen, das eine tägliche Fehlbilanz von 2%, dies sind 15kj/ Tag – oder 15 Minuten Fernsehen statt Bewegung zur Adipositas führen.

Nutritive Überversorgung

Der Gang durch den Supermarkt bestätigt, wie leicht es ist einer hyperkalorischen Fehlernährung zu verfallen – Fastfood Angebote tun ein Übriges .

Auflösung des Familienverbandes

Berufstätige Eltern
Wechselnde Partnerschaften
Fehlendes Verantwortungsbewusstsein



Was sind die Folgen?

Adipositas
Die vom Robert-Koch-Institut 2007 vorgestellten Daten von 17000 Jugendlichen belegen eine Häufigkeit von Übergewicht von 15% im Alter von 3-17 Jahren. Dies sind hochgerechnet 1,9 Millionen Kinder u. Jugendliche. Diese Anzahl belegt eine Zunahme von 50% gegenüber früher erhobenen Zahlen – 1985-99 Kromeyer-Hauschild. Andere Autoren gehen sogar von 25% Adipositasrate aus.
Zwei Dinge sind interessant:
  • der Übergang vom Kindergarten zur Schule scheint eine kritische Phase der Gewichtszunahme zu sein .
  • Gruppen mit niedrigem Sozialstatus u. Migrationshintergrund zeigen höchste Prävalenzraten.

Krankheitswert der Adipositas
  • Der Zusammenhang zwischen Adipositas u. Folgeerkrankungen wie 
  • Bluthochdruck,
  • Fettstoffwechselstörungen,
  • Typ2Diabetes
  • Beschwerden des Skelettapparates 
  • sind wissenschaftlich belegt. Gutin konnte zeigen, dass der Fettanteil von 5-6jährigen Kindern einen signifikanten Einfluss auf die Varianz des systolischen Blutdruckes hatte. 

Chronische Erkrankungen
Chronische Krankheiten im Kindes- u. Jugendalter nehmen vor allem in westlichen Industrieländern zu. Das höchste Morbiditätsrisiko bezieht sich auf 3 Krankheitsgruppen:

 Allergien weisen eine Prävalenz von 33% auf.

Asthma bronchiale befällt 10%.Es besteht ein paralleler Verlauf zwischen Asthma u. Adipositas. Die Zunahme der Asthmaprävalenz wurde in den letzten Jahren durch zwei Theorien erklärt :

  • Westlicher Lebensstil garantiert eine saubere hygienische Umgebung. „Unhygienische Verhältnisse“ in der Umgebung der Kinder sind vorwiegend durch Endotoxine - Wandbestandteile gramnegativer Bakterien – gekennzeichnet. Die Folge: die Asthmaprävalenz bei Kindern aus Bauerfamilien ist deutlich niedriger.

  • Beobachtungen haben den Verdacht bestärkt, je aktiver ein Kind, umso mehr wird das Asthmarisiko reduziert. Die Odense-Schulkinderstudie bestätigte die „Bewegungshypothese„ – hier erwies sich das Risiko , Asthma im jugendlichen Alter neu zu entwickeln, proportional abhängig vom Aktivitätsgrad.
Aktivitätsprofile von Asthmakindern in einer urbanen Umgebung im Vergleich zu gleichaltrigen zeigen einen hochsignifikanten Unterschied im Bewegungsverhalten:
Nichtasthmatiker weisen doppelt bis dreifach längere Aktivitätszeichen als Asthmakinder auf.
Umgekehrt zeigen Belastungstests von 11-jährigen Kindern mit Asthma im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen bei der Messung von Langzeitparametern , dass die Asthmatiker genauso leistungsfähig sein können. Nur wenn sie inaktiv sind, fallen die Leistungswerte der Kinder mit Asthma überproportional ab.
Die Bewegungshypothese bei der Asthmaentstehung wird weiter durch Untersuchungen an Computer-Kids unterstützt. Computerspielende Kinder atmen wesentlich flacher als z.B. sporttreibende Jugendliche. Sie haben eine niedrigere Seufzerfrequenz.
Seufzeratmungen sind von Bedeutung für die Funktionsfähigkeit der glatten Bronchialmuskulatur. Sind Seufzeratmungen aufgrund flacher Atmung reduziert, entwickelt sich eine vermehrte Schleimbildung – Reizhusten u. Bronchienschädigung sind die Folge. 

 Kinderpsychiatrische Erkrankungen

Sport u. körperliche Bewegung haben enorme Folgen für die Lern- u. Gedächtnisprozesse. Sie garantieren Nutzung des Gehirnes. Sportlehrer u. Vereinstrainer klagen zunehmend über Koordinationsstörungen bei Kindern – Ball fangen, fehlende Schutzreflexe bei Stürzen etc.
Ein vieldiskutiertes Beispiel sind Störungen des Sozialverhaltens. Störungen in der Schule nehmen rapide zu, in der Zeit von 1995- 2000 um 100%. Auffallend ist, dass bei Tagen ohne Schulsport die Störungen des Unterrichts signifikant höher sind u. dass in den Stunden vor dem Schulsport die Störungen des Unterrichtsablauf um das zehnfache höher sind als nach dem Sport.

Falsch gezogene Konsequenzen  
  • Dicke Kinder werden mit Diäten gequält
  • Asthmatiker vom Schulsport befreit
  • Schwierige Jugendliche schwänzen den Sport, weil der Lehrer wenig Druckmittel hat
  • Kurz gesagt man geht gesellschaftstypisch bequeme Wege!


Fragen, die die Betroffenen Eltern oft nicht stellen
  • Ist mein Kind zu dick?
  • Bewegt sich mein Kind zu wenig?


Definition der Adipositas im Kindesalter

Der BMI stellt auch bei Kindern ein akzeptables Maß zur Bestimmung der Gesamtköperfettmasse dar.


Was ist der Body Mass Index

Der Body Mass Index stellt die Beziehung zwischen Gewicht in Kilogramm u. Körpergröße in Meter zum Quadrat her. Erwachsene , deren BMI im Bereich zwischen 18.5 u. 24.9 liegt, gelten als normgewichtig, drüber ist man übergewichtig. Ab 30 spricht man von Fettleibigkeit.
Weit komplexer ist die Beurteilung des BMI-Wertes bei Kindern, weil hier alterspezifische Veränderungen des BMI, bedingt durch altersphysiologische Veränderungen der Fettmasse.
Deshalb gibt es für Kinder u. Jugendliche jeden Alters u. Geschlechtes Referenzwerte. Diese basieren auf einer Stichprobe von 34000 deutschen Kindern u. Jugendlichen . Aus diesem Grunde sind Vergleiche zwischen Individualwert mit Referenzwert auch nur für deutsche Kinder u. Jugendliche aussagekräftig.
In der Praxis ist es gebräuchlich, Referenzwerte in Form von sogenannten Perzentilkurven graphisch darzustellen. BMI-Perzentile geben an, wie viel Prozent der untersuchten Personen einen kleineren BMI-Wert haben, der beim jeweiligen Perzentil angeben ist.
Die Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kinder u. Jugendalter empfiehlt die Anwendung der 90. Perzentile zur Definition von Übergewicht und der 97. Perzentile von Adipositas.
Die Bestimmung dieser Werte obliegt grundsätzlich dem Kinderarzt.


Ursachenbehebung
Im Verfahrensvorschlag werden unsere umzusetzenden Maßnahmen dargelegt.
J.Rosenberger 


von Jürgen Rosenberger 11 Juni, 2020
Gesundheitscoaching Aus dem Projekt „Gesunde Kinder“ entwickelte sich die Bearbeitung eines ursprünglich von Professor Petzold promoteten Themas das Gesundheitscoaching. Unter dem Eindruck einer jahrzehntelangen Ausübung des Arztberufes erwuchs die Erkenntnis, der Mehrzahl der Mitbürger wird der Stellenwert „Gesundheit“ erst bewusst, wenn diese ihnen abhanden kommt. Der unsorgsame Umgang mit Noxen wie Nikotin, Alkohol, überschüssiger Kalorienzufuhr, Bewegungsmangel etc. bewirkt über einen langen Zeitraum die Beeinträchtigung eines als selbstverständlich hingenommenen, besser gesagt gar nicht wahrgenommenen Gutes, der Gesundheit. Aus dieser Erkenntnis heraus entwickelten sich beim Autor Regeln der gesunden Lebensführung im Fazit, Krankheit und Kranksein sind nicht zwangsläufig schicksalshaft. Zweifelsfrei gibt es genetische Faktoren, die trotz sorgfältiger Lebensplanung und Lebensführung zu schwersten Krankheiten führen. Ob derartige Prädispositionen hälftig oder höher den Lebenslauf beeinflussen, sei dahingestellt. Fakt ist, eine Lebensführung mit Einhaltung gesunder Ernährung, Bewegung im Sinne sportlicher Betätigung, ausreichendem Schlaf, Meidung bzw. moderatem Gebrauch o.g. Noxen ermöglichen oder begünstigen ein Leben in Gesundheit. Dieses Problem zeichnet sich in besonderer Weise bei Langzeitarbeitslosen ab. Vielfach aus Frust und Verzweiflung neigen Personen dieser Gruppe gehäuft dazu, sich durch Applikation von Noxen, Nikotinabusus stellt dabei noch die harmlosere Variante dar , Fehlernährung, Bewegungsmangel etc. einem der Sozialgemeinschaft entkoppelten, die Gesundheit vernachlässigendem Leben hinzugeben. Seit mehr als 10 Jahren ist Professor Dr. Rosenberger als Mitglied der SHS-Foundation (www.shsfoundation.de) am Minipreneure-Projekt aktiv beteiligt (www.minipreneure.de.). Die Mitglieder des Minipreneure Teams haben sich zur Aufgabe gemacht, Langzeitarbeitslosen Wege aufzuzeigen, die aus teilweise perspektivlos erscheinenden Situationen herausführen sollen. Im konkreten Fall führt der Autor in seiner Funktion als Gesundheitscoach ~ einstündige Einzelgespräche mit den Teilnehmern unter der Fragestellung, unter welchen Lebensumständen lebt der Betroffene, wie ist es um seinen Gesundheitsstatus bestellt. Es findet keine körperliche Untersuchung statt, das Gespräch ist als ausführliche Anamneseerhebung angelegt. Ergeben sich aus ärztlicher Sicht – also dem Blickwinkel des Gesundheitscoaches -Hinweise auf ein behandlungsbedürftiges Krankheitsgeschehen, wird dem Probanden eine Konsultation des Hausarztes dringlich empfohlen. Unter dem Motto „Ich mache Euch den Heinckes in Gesundheit“ werden im Rahmen eines etwa 80 Stunden umfassenden Unterrichtsprogrammes die Grundlagen einer gesunden Lebensführung – Ernährung, Sport, Gesundheitsprophylaxe etc. vermittelt. Dozenten anderer Fachrichtungen wie Volkswirte, Psychologen, Sozialarbeiter gestalten ihren Part des Lehrstoffes. Zahlreiche Publikationen und Veranstaltungen zeugen von den Aktivitäten. Publikationen: Hartz, P. & Petzold, H.G. (2014). Wege aus der Arbeitslosigkeit – MINIPRENEURE. Chancen um das Leben neu zu gestalten – Zur Bewältigung von Langzeitarbeitslosigkeit. Wiesbaden: Springer VS. Hartz, P. & Petzold, H.G. (Hrsg.) (2015). Gegen Jugendarbeitslosigkeit – Innovative Ideen, Modelle, Strategien - Zukunftsperspektiven in Europa - 1. Europäischer Kongress gegen Jugendarbeitslosigkeit – 23.-25. Juni Saarbrücken – Unter der Schirmherrschaft von Jose Manuel Barroso, Präsident der Europäischen Kommission. Bielefeld: Aisthesis. www.minipreneure.de https://www.youtube.com/channel/UCoBbXxYcPZAOY-XMV5pzPPw/videos
von websitebuilder 26 Jan., 2009
Gesunde Kinder – gesunde Ernährung, Appetit auf Bewegung vonProf. Dr. Jürgen Rosenberger
Ein Projekt des Rc Lebach-Wadern
von Prof. Dr. J. Rosenberger 25 Jan., 2009
Gesunde Kinder Ein Projekt des Rc Lebach-Wadern
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